In einem deutschen Dorf in Sibirien, frei wie das Gras auf der Wiese aufgewachsen, mitten in einer Steppe mit unendlichen Weideflächen, Feldern, kleinen Wäldchen und Hecken, der Himmel zum Greifen nah, ist (uns) das Leben in der Natur, mit der Natur, ein natürlicher Zustand. Begriffe wie Recycling, gab es dort nicht. Allerdings wurde im Frühling das ganze Dorf geputzt und gefegt, die Baumstämme wurden weiß gestrichen, Altkleider, Altpapier und Altmetall wurde eingesammelt und zur Wiederverwertung weggebracht. Und selbstverständlich nahmen wir nach dem Picknick in der Natur unseren Müll wieder mit nach Hause.

So lebten wir da als Selbstversorger in einer großen Gemeinschaft mit viel Zusammenhalt und viel Arbeit in den großen Gemüsegärten, auf den riesigen Kartoffelfeldern (muss ja für den langen sibirischen Winter reichen – Kaufen ist nicht), in Sorge um die vielen Tiere in den Ställen, die uns ernährten. Irgendwann fragte ich mich, wahrscheinlich auch viele andere aus dem Dorf: „Ist mir meine Lebenszeit nur für den Kampf um die Nahrung gegeben? Ist dieses Dorf das Einzige, was ich je erleben darf? Was ist mit fernen Ländern, Seen, Wäldern, Bergen, Meeren und Ozeanen? Was ist mit mehr Freizeit und Spaß?“

So wurde unser Dorf nach und nach leerer, wir zogen alle nach Deutschland. Dort angekommen holten wir das Gemüse, die Fleischwaren, das Obst – alles was das Herz begehrte, aus dem Supermarkt. Eine Stunde – alles fertig in Kühlschrank und Küchenschränken verstaut. Was für eine Befreiung!

In den letzten Jahren, in der Auseinandersetzung mit den Zivilisationskrankheiten, Umwelt- und Klimaschutzthemen, wird uns bewusst, wie gesund für den Menschen und die Welt so ein Arbeiten und Wirtschaften in der Gemeinschaft in unserem sibirischen Dorf doch war.

Jetzt suche ich nach Möglichkeiten, auch hier in der westlichen Welt gesund, autark und klimarettend in Gemeinschaft zu leben. Nach und nach wird immer mehr eigenes Obst und Gemüse angebaut und untereinander verschenkt und getauscht, gekauft wird überwiegend Bio und regional. Es verschwinden umweltbelastende Putz- und Pflegemittel aus dem Haushalt. Gebrauchte Kleidung, Schuhe, Möbel werden wiederverwendet und/oder in Umlauf gebracht. Mein Konsumverhalten ändert sich. Ich achte auf Energie- und Ressourcenverbrauch, nehme für die eigene Gesundheit und zum Spaß nach Möglichkeit das Fahrrad anstatt das Auto, nicht aus Geiz oder Sparsamkeit, sondern aus Freude und für den Umweltschutz.

Und das ist erst der Anfang … im privatem Leben … mit dem Bewusstsein, dass das nicht reicht … was kann ich tun? Wie ist diese zerstörerische Entwicklung umzukehren.